Uraufführungen
Die Uraufführungs-Gastspiele des Heidelberger Stückemarkts
April 2018. "Wie lässt sich unsere Zeit in den Blick bekommen und in Sprache fassen?", fragt das Leitungsteam des 35. Heidelberger Stückemarkts im Programmbuch. Und fährt fort: "In neuen Stücken, Rechercheprojekten und Adaptionen reagieren Autorinnen und Autoren auf unsere gesellschaftliche Aktualität. Sie erzählen von vermeintlich heilen Wirklichkeiten, die zunehmend in Schieflage geraten."
In vielen der neuen Stücke geraten geltende Normen ins Rutschen, müssen neu ausgelotet werden. Neben den verschiedenen Wettbewerben sind auch in diesem Jahr wieder deutschsprachige Uraufführungen eingeladen, in denen sich zeigt, dass das Theater nicht nur ein Raum der Kunst, sondern auch der Politik ist.
Getreu dem Motto "Sie schlafen, wir schreiben" erscheinen hier auf dem Festivalportal von nachtkritik.de jeweils Kurzkritiken zu sämtlichen Gastspielen sowie zur Eröffnungsproduktion des Theaters Heidelberg, Kluge Gefühle von Maryam Zaree – Siegerstück des deutschsprachigen Autorenwettbewerbs vom Vorjahr –, jeweils am Morgen nach der Aufführung, am 20. April geht es los.
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27. April 2018. Mileustück? Sozialdrama? Oder doch einfach Spurensuche und historische Expedition? Necati Öziris get deutsch or die tryin führt tief in die Vergangenheit eines Elternpaars anlässlich der Einbürgerung eines jungen Türken. Sebastian Nüblings Inszenierungs ist seine zweite Arbeit, die beim Stückemarkt zu sehen war, und er zeigt sich wieder als Rhythmusexperte, findet Michael Wolf. |
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27. April 2018. Bislang war der Heidelberger Jugendstücke-Wettbewerb ein sehr guter Jahrgang, und als wollte das Theater da noch einen draufsetzen, hat es ins Rahmenprogramm die Eigenproduktion M.I.L.F. (Marvin is like a frog) von Daniel Ratthei gestellt. Statt Schülern sitzen jetzt abens Festivalbesucher im Klassenzimmerstück. Zur Begeisterung von Michael Wolf. |
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25. April 2018. Was war zuerst da: die manisch-depressiven Schübe eines Lehrers? Oder die gehässigen Menschen auf der Jagd nach dem Makel, die die Schübe auslösen? In seinem Stück Versetzung spielt Thomas Melle das am ohnehin komplexen Mikrokosmos Schule durch. Wie die Uraufführung des Deutschen Theaters Berlin in der Regie von Brit Bartkowiak in Heidelberg wirkte, weiß Simone Kaempf. |
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25. April 2018. Rebekka Kricheldorf überschreibt in ihren Stücken und Komödien auch immer wieder Mythen oder bekannte Dramenstoffe. So erinnert die Haupfigur aus Fräulein Agnes, nominiert für den Mülheimer Dramatikerpreis, an Moliéres undiplomatischen Menschenfeind. Die Kunstkritikern Agnes pflegt ihren Abscheu auf alles und jeden, passend zu einer übersättigten Gesellschaft. Erich Sidler hats mit viel körpersprachlicher Symbolik inszeniert. Mehr von Michael Wolf. |
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24. April 2018. Stefanie Sargnagel ist ein Phänomen, das mittlerweile auch jenseits von Wien verstanden wird. Ja, eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis erhielt jüngst den Publikumspreis beim radikal jung Festival und handelt von einer, die in Jogginghose auszog, das Leistungsprinzip zu verweigern. Mehr über Sargnagels Alltagsprosa, die der Welt lässig den Stinkefinger zeigt, und wie sie auf der Bühne funktioniert von Georg Kasch. |
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23. April 2018. Wofür lässt man den Kaffee stehen? Was brauchts, um sich für seine Ideale einzusetzen? Was tun? In ihrem kleinen, wilden Abend Pussy Riots erzählen Regisseurin Magz Barrawasser und Dramaturg Florian Heller von der russischen Punkband, aber auch von Feminismus und Haltung generell. Man kommt um Einiges klüger raus, findet Simone Kaempf. |
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23. April 2018. In Wien wurde einst die Uraufführung abgesagt, in Dresden dann triumphal nachgeholt: Homohalal blickt aus der Zukunft zurück auf eine Clique aus Geflüchteten und ihren Helferinnen – und entlarvt Menschlichkeit als eine Kette aus Egoismen. Was Ibrahim Amir in seiner bitterbösen Komödie vorlegt, verwandelt Regisseurin Laura Linnenbaum in einen lachrauschhaften Abend. Mehr von Michael Wolf. |
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22. April 2018. Ein Drama zu modernisieren, auch das ist zeitgenössische Dramatik. Beispielhaft ging der Dramatiker Ewald Palmetshofer mit Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenaufgang um, hat die Aktualisierung nicht allein der Regie überlassen, sondern in seiner Neufassung die Spuren des Gestern verwischt. Nora Schlockers Uraufführungs-Inszenierung gastierte nun beim Stückemarkt. Mehr von Georg Kasch. |
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22. April 2018. Wortkarge Typen, die schneller schießen als ihr Schatten, unendliche Prärieweiten, das alles in Cinemascope als zweieinhalbstündige Filmoper mit komplexer Erzähldramaturgie: Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod ist (Italo-)Western-Kult, ein Klassiker. Warum aber hat Klaus Gehre ihn in Braunschweig für die Bühne nacherzählt, Michael Wolf?
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21. April 2018. Der Stückemarkt ist eröffnet! Und zwar mit Maryams Zarees mit dem AutorenPreis 2017 ausgezeichnetem Kluge Gefühle. Ursprünglich entstand das Stück in der Schreibwerkstatt des Berliner Gorki Theaters, die neue Erzählerstimmen fördert. "Aus der Perspektive der Hauptfigur tastet sich der Text in dunkle Vergangenheit vor", lobte die Heidelberger Jury im vergangenem Jahr. Wie Isabel Osthues nun das politisch grundierte well-made-Play inszeniert hat, berichtet Michael Wolf. |