Anaïs Clerc – Brennendes Haus

Da, wo sie herkommt, hat immer der größte recht und wenn der größte nicht mehr ist, hat immer der mittlere Recht – und davon muss die jüngste jetzt erzählen, denn da, wo sie herkommt, ist sie überhaupt die einzige Frau: Sie muss erzählen von Scham und Angst und einem Bild von einem brennenden Haus, das sie als Kind gemalt und Zuhause genannt hat. Von Männern in ihrer Familie, die nicht reden und schon gar nicht weinen. Von ihrer Flucht in die große Stadt und dem Gefühl, nie auch nur ansatzweise den Geruch des Dorfes loszuwerden zu können. Und jetzt ist der größte tot.

Anaïs Clerc (geboren in Fribourg) studiert Szenisches Schreiben an der Universität der Künste und ist Hausautorin an den Bühnen Bern. Durch diverse Assistenzen und verschiedene theaterpädagogische Projekte (Disabled Theater, Jugendgruppen) hat Anaïs den Zugang zu Theatertexten gefunden. Seit drei Jahren sind ihre Texte in Szenischen Einrichtungen u. a. in der Vagantenbühne Berlin, im Nachtasyl des Thalia Theater Hamburg und an den Autor:innentheatertagen am Deutschen Theater Berlin zu sehen. In der Spielzeit 2022 / 2023 absolvierte sie das Förderprogramm Dramenprozessor des Theater Winkelwiese und gewann mit der Stückentwicklung "befristet / für immer" gemeinsam mit dem Regisseur Tanju Girisken den Publikumspreis des Körber Festival Junge Regie. Anaïs Clerc ist gemeinsam mit Yazan Melhem Preisträgerin des Osnabrücker-Dramatiker:innenpreis für "die gegangen sind", zeitgleich wurde sie für ihr Stück "LÜGENHAUT" mit einem der Sonderpreise für Schreiben für junges Publikum ausgezeichnet. Anaïs lebt in Berlin und Bern.

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